Zwei Wochen lang brachte jetzt die Caritas Emsdetten-Greven Leben in das ehemalige Einrichtungshaus – sie eröffnete eine Pop-Up-Bar.
„Das Prinzip einer solchen Bar ist einfach“, weiß Mitorganisator Tobias Wichmann. Der englische Begriff „pop up“ bedeutet übersetzt „auftauchen“ und genau das haben die Caritas-Mitarbeitende gemacht. Sie sind mit ihrem Angebot in der Innenstadt aufgetaucht und haben auf erfrischende Weise Leben in den Leerstand gebracht. Die Bar nach einer gewissen Zeit wieder zu schließen, gehöre aber auch zu dem Konzept. In der Zwischenzeit hoffen die Mitarbeiter viele Spuren zu hinterlassen - keine Sichtbaren, aber Spürbare. „Menschen haben sich hier kennengelernt und wir konnten unser Angebot bekannter machen“, zieht Wichmann nach fast zwei Wochen Bilanz.
Auch wenn das Prinzip der Pop-Up-Bar viel Spontanität und Möglichkeiten für Neues schafft, gibt es mittlerweile etablierte Angebote. Für den Verband ist es die dritte Bar dieser Art in vier Jahren. Vor allem der tägliche Mittagstisch werde zahlreich besucht. „Gut 40 Menschen essen hier gemeinsam eine warme Mahlzeit“, erzählt Wichmann. Jeder gibt dafür so viel, wie er kann.
Bei einer warmen Mahlzeit haben sich auch Norbert Drawe und Edwin Mock kennenglernt. Der Mitarbeiter in der Möbelabteilung des Kaufhauses der Caritas (KadeCa) und der ehrenamtliche Sterbebegleiter haben direkt einen Deal gemacht, erinnert sich Drawe. Mock hat einen Kühlschrank über, den er dem Sozialkaufhaus überlassen wird.
Mitarbeiter des KadeCa haben auch die Räumlichkeiten der Pop-Up-Bar eingerichtet. An vielen großen Wohnzimmertischen können Menschen ganz unbefangen ins Gespräch kommen. „Zu uns kommen Mitarbeiter, Klienten, Geschäftsleute und Menschen aus dem Ort“, sagt Wichmann. Im ehemaligen Ausstellungsbereich nehmen sie Platz auf Stühlen, die die Polizei dem KadeCa überlassen hat und essen von Tischen aus früherem Privatbesitz. Noch vor Jahren haben an selber Stelle Menschen aus der weiteren Region edle Sessel probegesessen.
Auch Schüler der örtlichen Realschule nahmen schon auf den Sitzgelegenheiten des Sozialkaufhauses Platz. Sie besuchten eine Autorenlesung zur Suchtprävention. Vier Klassen des achten Jahrgangs füllten die Räumlichkeiten und hörten Autor Hermann Wenning zu, der aus seinem Buch „Lauf zurück ins Leben“ vorlas. „Die Lehrer haben ihre Schüler selten so ruhig und konzentriert erlebt“, freut sich Wichmann. Anschließend entstand ein munterer Dialog zwischen den Schülern und dem ehemals Drogenabhängigen. Der achte Jahrgang stehe in der Schule unter dem Zeichen der Suchtprävention. „Lehrer können viel erzählen, aber wir bieten hier eine Möglichkeit anders an das Thema heranzutreten“, fasst Wichmann zusammen.
Die Caritas geht neue Wege und zeigt den Menschen in der Innenstadt, was Caritas bedeutet. „Wir machen das auf eine eher ungewöhnliche Art“, berichtet Wichmann. In den zwei Wochen haben Mitarbeiter aus den vier Fachbereichen des Caritasverbandes verschiedenste Veranstaltungen organisiert. Ein Hausflohmarkt, Märchencafé und Spielenachmittag standen neben der Autorenlesung unter anderen auf dem Programm.
Am letzten Septemberwochenende wird die Pop-Up-Bar zum letzten Mal öffnen bevor sie wieder verschwindet. Während des Emsdettener Septembers wollen die Mitarbeiter noch einmal Leben in den Leerstand bringen. Das Programm steht zwar noch nicht fest, aber das Prinzip der Pop-Up-Bar lässt viel Spontanität und kurzfristige Entscheidungen zu. „Wir werden auch am letzten Öffnungstag ein tolles Programm haben“, ist sich Wichman sicher.