Derzeit sind noch wenige Jugendämter der Orte für eine Unterbringung zuständig, in denen sie ankommen. Die Caritas in der Diözese Münster rechnet in der Folge damit, dass Kinder- und Jugendheime im ganzen Land sie aufnehmen müssen. Um vorbereitet zu sein, startet der Diözesancaritasverband Münster in Kooperation mit dem Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge (UMF) am Mittwoch eine umfangreiche Qualifizierung, an der auch Heime aus den Diözesen Essen und Paderborn teilnehmen.
Für junge Flüchtlinge unter 18 Jahren ohne Begleitung gilt das "Primat der Jugendhilfe", erklärt Marion Schulte, Referentin im Diözesancaritasverband Münster. Sie müssen zunächst in Obhut genommen und ihr Status geklärt werden. Zudem müsse ein Vormund gestellt werden. Einige wenige Flüchtlinge haben die stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe der Caritas bereits aufgenommen.
Werden sie aber künftig nach dem gleichen Verfahren wie Asylbewerber übers ganze Land verteilt, rechnet Schulte mit weit mehr Anfragen von Jugendämtern. Auch werde es voraussichtlich nicht bei den rund 1.500 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bleiben, die sich aktuell in NRW vor allem in Grenzregionen, an Transitstrecken oder wegen der Einreise über den Flughafen zum Beispiel in Düsseldorf massierten.
Modellhaft baut das zur Caritas gehörende Anna-Stift in Goch zur Zeit eine erste Clearing-Stelle in Kleve auf, die im April eröffnet werden soll. Nach der Klärung von Alter und Status stellten sich allerdings für alle Heime weit mehr Fragen, so Schulte. Deswegen werde es in der bis Herbst 2015 geplanten Qualifizierung unter anderem um die Konsequenzen der verschiedenen Aufenthaltstitel, die Organisation von Sprachkursen und Ausbildung oder die Einbindung von Ehrenamtlichen und Kooperationspartnern gehen. Viele der Flüchtlinge haben bis zu zwei Jahre gebraucht, um nach Deutschland zu kommen, und sind traumatisiert. Auch das werde Thema sein.
024-2015 (hgw) 17. März 2015