Die könnten demnächst auch in die Seitenschiffe einziehen. Der hohe Kirchenraum an sich lasse sich schwer beheizen, sagt Martin Jürgens vom Kirchenvorstand der St. Arnold-Janssen-Gemeinde, in der alle Pfarreien der Stadt inzwischen zusammengeschlossen sind. Aber das Seitenschiff hat eine niedrige Decke und ließe sich durch Leichtbauwände schnell unterteilen.
Dann könnten hier noch mehr Flüchtlinge unterkommen. Untendrunter leben bereits Flüchtlinge unterschiedlichster Nationalitäten im ehemaligen Pfarrheim und der benachbarten Bibliothek zusammen. Spürbar ist Jürgens Wehmut um die aufgegebene Kirche. Aber bei einem Gang durch das Pfarrheim wird deutlich, dass die Freude überwiegt, hier eine gute Unterkunft anbieten zu können. Viele der Flüchtlinge begrüßen ihn freudig und manche haben auch gleich ein Anliegen. "Ob das Wirtschafts- oder Kriegsflüchtlinge sind, ist mir egal," sagt der Bauingenieur: "Es sind Menschen in Not".
Hier war der Aufwand recht gering für die neue Nutzung. Eine Küche und Sanitäranlagen waren vorhanden, nur Duschen mussten eingebaut werden. Die Bedingungen sieht Martin Jürgens als vergleichsweise gut an. Insbesondere für Kinder sei es ideal, weil sie den großen Pfarrgarten nutzen können.
Schon vor sechs Jahren ist die Liebfrauenkirche profaniert worden, womit zwei Kirchen für die rund 21.000 Katholiken der Stadt am Niederrhein bleiben. Mittelfristig, so Jürgens, ist geplant, sie so umzubauen, dass unter Nutzung alter Bausubstanz neue Wohnungen entstehen. Aktuell hat die Stadt Geldern angefragt, hier Flüchtlinge unterbringen zu wollen, wenn die bisherigen Kapazitäten erschöpft sind. Derzeit reichen sie noch, weil zunächst eine Tennishalle gekauft worden ist, die 150 Menschen Raum bietet.
119/2015 (hgw) 3. Dezember 2015