Im Innenhof des Diözesancaritasverbandes sirrten die Pfeile durch die Luft, flogen Äxte auf Baumscheiben, wurde geklettert und sich verkleidet. Was so locker daher kam und bei schönstem Wetter erlebt wurde, hat allerdings auch einen fachlichen Hintergrund. Der 3. Aktionstag der Arbeitsgemeinschaft der Erziehungshilfen (AGE) diente erneut dem Austausch von Ideen. Alle inhaltlichen Workshops wurden selbst gestaltet nach dem Motto "Von der AGE für die AGE", wie der Vorsitzende Norbert Pastoors (Goch) erklärte.
Auf jeden Fall verlasse man den Aktionstag hinterher klüger, als man angekommen sei, war sich Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sicher. Der Bogen war weit gespannt von der aktuellen Frage der Begleitung minderjähriger Flüchtlinge über Traumapädagogik und Schulsozialarbeit bis zu "Stärke statt Macht" oder "Eltern im Streit".
Es fehlt der Jugendhilfe nicht an Herausforderungen. Sie müsse auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren und sie mitgestalten, erklärte Kessmann. Nicht nur die unbegleiteten Flüchtlinge müssten integriert werden, die Frage stelle sich auch für die jungen Flüchtlinge, die mit ihren Familien gekommen seien.
Zudem stehen einige grundlegende gesetzliche Veränderungen an. In Nordrhein-Westfalen müsse in der nächsten Legislaturperiode das Kinderbildungsgesetz reformiert werden mit all seinen Auswirkungen auf die Arbeit in den Tageseinrichtungen, so Kessmann. Ein noch größerer Brocken sei die Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes KJHG). Wenn allerdings die bisher dazu bekannten Überlegungen umgesetzt werden sollten, wäre es wohl besser, wenn die Reform erst einmal scheitere.
"Wir befürchten Einschnitte in Grundprinzipien", sagte Kessmann. Sowohl der Vorrang der Fachlichkeit vor dem Geld als auch der Vorrang freier Träger vor privaten solle wegfallen, nannte er Beispiele. Da wäre es wohl besser, wenn man sich mehr Zeit ließe. Dann könne es gelingen, die Prinzipien zu retten und trotzdem die Integration behinderter Kinder und Jugendliche in das KJHG zu schaffen.