Im von Wingenfeld entwickelten System, das die Caritas in der Diözese Münster seit drei Jahren in mittlerweile über 100 Einrichtungen erprobt, zeigen sich inzwischen in den Zahlenkolonnen deutliche Verbesserungen. Für ihn leicht erklärbar: "Die Mitarbeitenden setzen sich anders mit ihrer Arbeit auseinander."
Das Prinzip ist nämlich der Vergleich. Ermittelt wird, ob ein Heim in einzelnen Kriterien über- oder unterdurchschnittlich abschneidet. Das, so Natalie Albert, verantwortlich für das Projekt "Ergebnisqualität Münster (EQMS)" beim Diözesancaritasverband Münster, bringt die Mitarbeitenden ins Grübeln, was die besser abschneidenden Kollegen anders machen. Das funktioniere sogar auf der Ebene der einzelnen Wohngruppen in einer Einrichtung. Wingenfeld verweist zum Beispiel auf die sinkende Quote der Fixierungen oder mehr Integrationsgespräche. Das zeichnet sich in den Erhebungen ab.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt haben mittlerweile ihren Niederschlag im Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz gefunden. In naher Zukunft könnten sie bei der Pflegereform zur Abschaffung der ungeliebten Pflegenoten führen, hofft Albert.
Auf diese Reform setzt Wingenfeld auch in anderer Hinsicht. Angesichts der stark steigenden Zahlen an alten und pflegebedürftigen Menschen würden unter anderem "andere Formen ambulanter Pflege zur stärkeren Entlastung der Familien" benötigt. Denn gleichzeitig gebe es immer weniger Hilfe innerhalb der Familien. Im Vergleich sieht der Pflegewissenschaftler Deutschland zudem im "Rückstand bei der Qualifikation" in den Pflegeberufen und strukturelle Hemmnisse. Die Pflegeversicherung sei zweifellos eine soziale Errungenschaft, aber "in ihrer heutigen Ausgestaltung wird sie nicht ausreichen, sondern muss angepasst werden".
027-2015 (hgw) 1. April 2015