Als Bootsflüchtling war sie in den 70er Jahren gekommen. Heute arbeitet sie als Erzieherin in der Offenen Ganztagsgrundschule und kann als ein Beispiel dafür gelten, wie mit intensiver Förderung Integration gelingen kann. Sie hat ihre Talente genutzt, wie Weihbischof Dieter Geerlings im Gottesdienst zum Beginn der Feierlichkeiten gefordert hatte. Das Förderschulinternat helfe zu entdecken, "was in uns steckt". Manchmal brauche es aber einen Anstoß.
Sein Jubiläum feierte das Förderschulinternat unter dem Motto "Eine Fülle von Leben und Erleben" allerdings nicht nur mit Rück- sondern auch mit Ausblick: Eine ständige Diskussion über "Ziele, Arbeitsansätze und Methoden" der Kinder- und Jugendhilfe hielt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann für notwendig. Verschiedene Entwicklungen stellten sie vor Herausforderungen. So stelle sich im Sinne von Inklusion die Frage, "welchen Beitrag sie zur gesellschaftlichen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen leisten kann und welchen eben auch nicht".
Gefordert sei die Kinder- und Jugendhilfe zudem durch den Zustrom von minderjährigen Flüchtlingen. Wenn Deutschland seiner Rolle als Einwanderungsland gerecht werden wolle, dürfe es nicht allein um Integration gehen, sondern müsse sich im Sinne von Inklusion auch die Gesellschaft verändern. Hier gelte es, sich am gesellschaftlichen Umdenkprozess zu beteiligen, so Kessmann.
Eine Unterstützung der Familien durch die Kinder- und Jugendhilfe sei zur Normalität geworden. Zunehmend werde jetzt ein sozialräumlicher Ansatz verfolgt. Darüber dürfe aber die Förderung einzelner benachteiligter jungen Menschen "nicht aus dem Blick geraten", warnte Kessmann.
Seitens des Diözesancaritasverbandes Münster als Träger versprach Kessmann, dass man sich weiterhin nach Kräften für das Förderschulinternat einsetzen werde. Das war auch in der Vergangenheit immer wieder notwendig, denn "nichts war beständiger als der Wandel", wie die Leiterin Margit Kocnar formulierte. Begonnen hatte es 1965 mit den ersten 20 aus Osteuropa ausgesiedelten Mädchen. 1979 kamen die Bootsflüchtlinge in immer größerer Zahl. Das Erlernen der deutschen Sprache und die Einführung in die deutsche Kultur bestimmten die ersten 25 Jahre.
Danach, so erklärte Erziehungsleiterin Hildegard Schmitz in ihrem geschichtlichen Abriss, erfolgte der Wandel zur Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Die Fördermittel für die Integration von Aussiedlern und Flüchtlingen liefen aus, aber die Erfahrungen aus der Arbeit wurden genutzt, um mit einem damals völlig neuen Ansatz die Lücke zwischen Heim und Tagesgruppen zu schließen: "Zwei eigenständige, aber aufeinander aufbauende Bereiche", so Schmitz. Nur an fünf Tagen sind die Kinder und Jugendlichen in Horneburg, an den Wochenenden und in den Ferien zuhause in ihren Familien.
Sechs Leiterinnen habe das Förderschulinternat erlebt, geprägt habe die Entwicklung vor allem Margret Hartmann, sagte Schmitz. 30 Jahre lang sei sie verantwortlich gewesen und habe "Horneburg gelebt". Die Zukunftsfrage für das Förderschulinternat beantwortete die Erziehungsleiterin mit: "Zunächst mal genau so". Aktuelle Herausforderungen müssten angenommen und Bewährtes bewahrt werden. Immer gehe es um Kinder, "die wie auch immer aus dem Rahmen gefallen" seien. Ihnen müsse geholfen werden, an sich selbst zu glauben.
Was aus den mittlerweile 2.500 Kindern und Jugendlichen geworden sei, "gibt uns Kraft, wenn es im Alltag manchmal schwer wird", sagte Margit Kocnar. Dass der nicht immer einfach ist, erlebt die ehemalige InternatsschülerinThi Tam Mai gerade selbst. Drei Flüchtlingskinder hat die Erzieherin in ihrer Offenen Ganztagsgrundschule gerade aufgenommen. Sie erkenne sich in der Traurigkeit und Ängstlichkeit diese Kinder wieder. Sie werde versuchen, ihre Erfahrungen aus der Förderschulinternat an sie weiter zu geben.
063-2015 (hgw) 21. Mai 2015
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