Das belegt der aktuelle Arbeitslosenreport NRW der Freien Wohlfahrtspflege. Trotz der allgemein guten Arbeitsmarktlage "brauchen wir offensichtlich weiterhin berufsvorbereitende und ausbildungsbegleitende Angebote der Agentur für Arbeit," stellt der münstersche Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann fest. Stattdessen seien die Maßnahmen in den vergangenen Jahren zurück gefahren worden.
Um allen Jugendlichen eine Auswahl zu bieten, müsste es sogar einen Ausbildungsplatzüberhang geben. Doch davon ist die Diözese weit entfernt. Besonders gravierend ist die Situation im Keis Recklinghausen. Hier hat kaum mehr als die Hälfte der Bewerber eine Chance auf eine Berufsausbildung, für 5607 Bewerber standen 3.001 gemeldete Stellen zur Verfügung. Einzig in Münster haben alle Suchenden die Möglichkeit, eine Stelle zu finden. 2.216 Ausbildungsstellen waren angeboten, nur 1.555 Bewerber hatten sich bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Das Überangebot ist hier so groß, dass die benachbarten Regionen Steinfurt, Coesfeld und Warendorf fast komplett mit hätten abgedeckt werden können.
Trotz des Fachkräftemangels schaffen die Arbeitgeber in vielen Branchen keine weiteren Ausbildungsplätze, zeigt der Arbeitslosenreport. Der Anteil jugendlicher Arbeitsloser ohne Lehre droht aufgrund dieser Angebotslücke weiter zu steigen. Heute haben landesweit 68 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss. Gerade für Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder ihre Berufsausbildung abzuschließen, "sind unterstützende Maßnahmen entscheidend, damit sie eine Ausbildung erfolgreich absolvieren können," sagt Kessmann.
Die Freie Wohlfahrtspflege NRW veröffentlicht mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Basis für die Analysen sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Alle Ergebnisse und regionale Zahlen können unter www.arbeitslosenreport-nrw.de abgerufen werden.
019-2017 (lu) 20. März 2017