Sie zeigten, wer die Flüchtlinge eigentlich sind, "die sich auf den Weg gemacht haben zu einem neuen Anfang".
Warum sie ihre Heimat verlassen haben, was sie auf der Flucht erfahren haben und welche Hoffnungen sie mit ihrem neuen Leben in Deutschland verbinden, hat Gertrudis Sommer in kurzen Geschichten beschrieben. Die freie Journalistin engagiert sich im Sprachunterricht für Flüchtlinge in Haltern und ärgerte sich vor allem nach den Silvester-Vorfällen in Köln über die pauschalen Vorwürfe. Sie begann zu fragen und erfuhr Schicksale, "die ich gar nicht erwartet hatte".
Aus ihren Texten mit den Porträts einer befreundeten Fotografin eine Ausstellung entstehen zu lassen, war die Idee von David Schütz bei der Caritas Haltern. Eine lokale Agentur gestaltete Tafeln und Postkarten kostenlos und das Land Nordrhein-Westfalen spendierte das Geld zum Druck.
Allerdings sind nicht nur "neue" Flüchtlinge zu sehen. Ergänzt werden deren Porträts mit Bildern einer langsam in Vergessenheit geratenen Flucht vor 70 Jahren. So hat eine heute 92jährige zum Beispiel Gertrudis Sommer ihre Geschichte erzählt. Bislang hatte sie nie darüber gesprochen und sie wollte auch kein aktuelles Foto, sondern stellte ein Jugendporträt zur Verfügung.
Sie alle mussten und wollten "neu anfangen", wie der 24jährige Iraker Reber bei der Ausstellungseröffnung vor seinem Porträt stehend berichtet. Fast eineinhalb Jahre ist er in Deutschland. Natürlich vermisse er seine Familie, sagt er. Aber er ist dabei, sich in Haltern ein neues Leben aufzubauen und hat eine Ausbildung als Informatiker begonnen.
Bis kurz vor Weihnachten kann die Ausstellung in den Räumen des Diözesancaritasverbandes Münster am Kardinal-von-Galen-Ring 45 montags bis donnerstags zwischen 8 und 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr besucht werden. Angeboten werden dazu Postkartensets mit den Porträts, deren Erlös in die Arbeit mit Flüchtlingen fließt.
135-2016 (hgw) 21. November 2016