Mit den aktuellen Herausforderungen setzten sich Vertreter aus Kirche und Caritas anlässlich des Jubiläums am Montagnachmittag im Diözesancaritasverband Münster auseinander. Geblieben ist der Auftrag, an den Bischof Dr. Felix Genn mit dem Motto "Aufstehen für das Leben" erinnerte. Spender, Kommissionsmitglieder und die Mitarbeiterinnen in der Schwangerschaftsberatung seien Zeugen für diese Botschaft. Sie hätten das Engagement aus der Gründerzeit "aufgegriffen und weiter getragen". Gültig sei nach wie vor, was Bischof Reinhard Lettmann gesagt habe. Es geht nicht nur um Geld und Beratung, es müsse vielmehr ein Klima geschaffen werden, "dass das Leben Gabe und Geschenk ist", erklärte Genn.
An Herausforderungen mangelt es dabei nicht, wie Regine Hölscher-Mulzer aufzeigte, die seit vielen Jahren für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) auf Bundesebene die Schwangerschaftsberatung begleitet. So führe der medizinische Fortschritt mit immer neuen vorgeburtlichen Testverfahren zu "tiefster Verunsicherung" künftiger Eltern. Werde Trisomie 21 festgestellt, entschieden sie sich inzwischen zu 90 Prozent zum Schwangerschaftsabbruch. Wer sich für das Kind entscheide, müsse sich schon rechtfertigen.
Problematisch sei auch der Trend zu Eizellspende, Leihmutterschaft oder "Social Freezing", um Kinder später zum irgendwann passenden Zeitpunkt zu bekommen. Das strenge Embryonenschutzgesetz in Deutschland erlaube dies zwar nicht, aber bedrohe nicht die Eltern mit Strafe, so dass sie ins Ausland auswichen. Dies seien auch aktuelle Themen in der Schwangerschaftsberatung, mit der sich die Mitarbeiterinnen auseinander setzen müssten.
Die katholische Schwangerschaftsberatung habe sich aber immer gesellschaftlichen Veränderungen gestellt, sei in diesem Sinne durch die Nähe zu den Ratsuchenden "in gewissem Sinne sogar Seismograph". Aufgabe sei es deshalb auch, sich stark zu machen für "lebensfördernde Bedingungen". Dies gelte nicht nur bis zur Geburt: "Lebensschutz endet nicht mit der Entscheidung für das Kind, sondern fängt damit oft erst an," sagte Hölscher-Mulzer.
Entsprechend hilft die Kommission mit Bistumsmitteln und Spendengeldern aus der Bischof Heinrich Tenhumberg Stiftung nicht nur Schwangeren, sondern auch Familien mit Kindern bis zu drei Jahren. Wenn die Not groß ist, kann dies ganz zeitnah geschehen, erklärte die Vorsitzende der Kommission, Elisabeth Bathe. 1.835 Anträge wurden 2013 im Vergabeausschuss beraten und über 1,2 Millionen Euro bewilligt. Auf den wachsenden Hilfebedarf reagierend hat das Bistum die zur Verfügunge stehenden Mittel aktuell noch einmal erhöht. Durchschnittlich haben die Hilfesuchenden 675 Euro aus Bischofsfonds und Stiftung erhalten. Für geborenes und ungeborenes Leben zu sorgen" ist unser christlicher Auftrag", betonte Bathe.
057-2014 1. Juli 2014