Der Diözesancaritasverband Münster verabschiedete am Freitag seinen Armutsexperten Dr. Ulrich Thien in den Ruhestand.
Unter anderem mit einem der ersten Armutsberichte bundesweit mit dem Titel "Arme haben keine Lobby" und dem ersten in einem ländlichen Kreis lenkte er vor gut 20 Jahren den Blick auf einen gerne ausgeblendeten Teil der Bürger. Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann erinnerte an viele weitere Kampagnen und Initiativen, mit denen Thien sowohl Hilfe für die Armen organisiert, als auch ihre Belange vertreten habe. Immer sei es ihm dabei darum gegangen, "Betroffene zu Beteiligten" zu machen.
Der in Münster aufgewachsene studierte Theologe und Sozialarbeiter kam 1979 nach Studienabschluss und Anerkennungsjahr in den Arbeitsbereich der Caritas, der ihn nicht mehr losgelassen hat. Im Fachbereich "Soziale Brennpunkte" waren Armut und die damit zusammenhängenden Themen Wohnungs- und Arbeitslosigkeit zu vertreten. 1989 übernahm er die Leitung des inzwischen umbenannten Referates "Soziale Arbeit".
Kessmann kennzeichnete ihn als "Überzeugungstäter" im positiven Sinn mit hohem Engagement und einer klaren Positionierung. Er habe dafür gesorgt, das Caritas und Bistum die sozial benachteiligten Menschen im Blick behielten und dafür immer neue Projekte und Kampagnen angestoßen. In der Caritas Sozial Beratung (CSB) habe er verschiedene Dienste vor Ort zu einer Anlaufstelle zusammengeführt, im Projekt WohnPerspektiven neue Zugangswege zu jungen Wohnungslosen erarbeitet. Jüngste Initiative sei der Arbeitslosenreport auf NRW-Ebene, der auf der Grundlage regionaler Zahlen regelmäßig die Situation vor allem langzeitarbeitsloser Menschen beleuchte.
Damit, so bescheinigte ihm seine Abteilungsleiterin Irmgard Frieling, habe Thien auf bundes- und landesweit Zeichen gesetzt. Durchsetzungsstark und mit hohem Anspruch an sich selbst und andere habe er seine Ziele verfolgt. Seine Themen seien nicht bequem, erklärte die Vorsitzende de Mitarbeitervertretung, Lena Dirksmeier, aber er sei der Forderung von Papst Franziskus zuvorgekommen und habe sich um die "Menschen am Rande" gekümmert. Das sei ein Kernbereich der Caritas und für alle Mitarbeitenden eine Anforderung.
Thien selbst kennzeichnete sich selbst als "Anwalt der Armen ohne juristische Ausbildung aber mit Niederlassungserlaubnis". Das habe er aber nur mit Unterstützung vieler Kollegen sein können. Unermüdlich, das betonten mehrere Redner, sei er in Gemeinden und zu vielen Gremien unterwegs gewesen. In der Diözese Münster jedenfalls habe er dafür gesorgt, dass Arme durchaus eine Lobby haben.
031/2015 (hgw) 27. März 2015