"Wir haben insgesamt 103 Nationalitäten erfasst", berichtet Anne Ruhe. Die Referentin des Diözesancaritasverbandes Münster stellt bedingt durch die besondere Situation der Migrantinnen zudem eine Verschiebung bei den Problemen fest. Die finanzielle Situation war schon immer ein Hauptgrund dafür, die Schwangerschaftsberatung aufzusuchen. Aber in 2016 wurde dies von 82,4 Prozent der Frauen genannt gegenüber 58,1 Prozent im Vorjahr.
Entsprechend stieg die Zahl der Anträge auf finanzielle Unterstützung um 346. Der Durchschnittsbetrag der Bewilligungen aus der Bundesstiftung Mutter und Kind sank dabei auf 474 Euro, um 3.303 Anträge bewilligen zu können. Der Bischofsfonds wurde auf 1,413 Millionen Euro aufgestockt", erklärt Ruhe. Für 2.282 Anträge wurden im Durchschnitt 619 Euro ausgezahlt.
Kompliziert war für die Beraterinnen die rechtliche Gemengelage zwischen Sozialrecht, EU-Freizügigkeitsgesetz und allgemeinem Aufenthaltsrecht, zumal es im Laufe des Jahres auf EU-Ebene noch Änderungen gab. Caritas-Mitarbeiterin Birgit Scheibe, die die Beratungsstellen juristisch berät, sieht große Probleme in der Durchsetzung von Ansprüchen der Asylbewerberinnen. Das Asylbewerberleistungsgesetz decke nur eingeschränkt den Bedarf. Jede weitere Unterstützung müsse konkret benannt werden. Das scheitere häufig schon wegen der Verständigungsschwierigkeiten. Zudem legten die Migrantinnen noch seltener Widerspruch ein und nur eine einzige geflüchtete Frau habe bundesweit ihren Anspruch eingeklagt.
Insgesamt suchten im vergangenen Jahr 9.291 Frauen, Männer und Paare Rat und Hilfe in den 14 katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen. Fast die Hälfte hatte einen Migrationshintergrund, fast ein Viertel stammte aus dem nichteuropäischen Ausland. Ihr Anteil stieg gleich um 880 auf 1.944. Davon kamen allein 866 Frauen aus Syrien.
In den Problemlagen verzeichnet die Statistik nicht nur bei der finanziellen Situation deutliche Verschiebungen. Auch physische und psychische Belastungen wurden weit häufiger genannt mit 35,4 gegenüber 25,1 Prozent. Deutlich verschlechtert hat sich die Wohnungssituation, die für fast ein Drittel der Ratsuchenden problematisch war.
028-2017 (hgw) 21. April 2017
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