Münster (
cpm
).
Wer Verantwortung
in der Altenpflege übernimmt, muss sich mit einer ganzen Reihe von
Widersprüchen arrangieren. Das wurde am Startpunkt der
Regionrenreise
des Diözesancaritasverbandes in der Stadt Münster am Montag im Wohnstift am
Südpark deutlich. Die Politik will möglichst kleine Einheiten, wirtschaftlich
und personell organisierbar sind zunehmend aber nur größere. Es gibt zumindest
in Münster reichlich Bewerber, aber trotz Fachkräftemangel zu wenige
Ausbildungsplätze, weil die Finanzierung des Landes nicht ausreicht. Gerne
würden Heim- und Pflegedienstleitungen die Arbeit in der Altenpflege durch mehr
Flexibilität attraktiver gestalten. Aber die knappe Finanzierung lässt nur eine
knappe Personalbesetzung zu und die setzt enge Rahmenbedingungen: "Wir müssen
die Versorgung sieben Tage in der Woche 24 Stunden sicherstellen," stellte
Markus Brinkmann, Leiter des Altenheims St.
Lamberti
fest.
Vier Tage lang besuchen der Vorstand, Abteilungsleiter und Fachreferenten
des Diözesancaritasverbandes Einrichtungen des Stadtcaritasverbandes und der
katholischen Einrichtungen.
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef Kessmann erklärte, dass es um eine Rückbindung der Arbeit gehe. In
Gesprächen und Besichtigungen bestehe die Chance, "systematisch neue Ideen
und Konzepte kennenzulernen". Einbezogen würden dabei sowohl die Politik
als auch die Pastoral. So begann der Tag mit einem Austausch mit
Oberbürgermeister
Lewe
, folgte nach dem Thema
Altenhilfe ein Gespräch mit den Münsteraner Pfarrern und endete er mit einer
Begegnung mit Ehrenamtlichen.
Das Jahresthema "Familie schaffen wir nur gemeinsam", das den
roten Faden der Tour bildet, sah Caritas-Vorstand Helga Fuhrmann gerade auch in
der Altenhilfe angesprochen. Eng müsse hier mit den Angehörigen zusammen
gearbeitet und mit den Familien gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Ebenso
komme der Familie eine wichtige Funktion zu, um junge Erwachsene für das
Berufsfeld Altenpflege zu motivieren.
Da läuft es in Münster derzeit noch recht gut, verzeichnet das Fachseminar
für Altenpflege tatsächlich mehr Bewerber als Plätze zur Verfügung stehen. Es
hakt nur an der Finanzierung durch das Land, kritisierte Seminarleiter Thomas
Jansen. Dringend nötig wäre eine Aufstockung, denn auch in Münster geht die
Zahl der "Fachkraft-Bewerbungen gegen null", musste Markus Brinkman,
Leiter des Altenheims St.
Lamberti
feststellen.
Zunehmend schwieriger wird es, das christliche Profil zu wahren, denn immer
weniger Auszubildende und Mitarbeiter hätten einen christlichen oder gar
katholischen Hintergrund, beobachtet Helga Fuhrmann. Die christlichen Werte zu
leben, sei jedoch für die Bewohner und die Atmosphäre in den Häusern sehr
wichtig. Für ihre Anregung, über die Einstellung auch muslimischer Fachkräfte
nachzudenken, zeigte sich
Diözesancaritasdirektor
Kessmann durchaus offen, auch wenn sie nicht die Leitung einer katholischen
Einrichtung übernehmen könnten. Die kirchliche Grundordnung spreche nicht
dagegen, wenn sie bereit seien, christliche Werte in ihrer Arbeit zu leben. Die
christliche Grundhaltung könne nicht am einzelnen Mitarbeiter festgemacht
werden, war er sich mit dem Vorsitzenden des Diözesancaritasverbandes, Domvikar
Dr. Klaus Winterkamp, einig.
Allerdings könne es nicht nur um neue Mitarbeiter gehen, zunehmend
wichtiger werde es, die eigenen Mitarbeiter zu halten und sich um ihr
Wohlergehen zu kümmern, so Fuhrmann. Zum einen schütze das künftig vor
Personalmangel, zum anderen sei dies auch ein entscheidender Qualitätsfaktor.
Ein zufriedener Mitarbeiter sorge für zufriedene Bewohner. Was den Aspekt der
Bezahlung dazu angeht, vertrat Caritas-Vorstand Michael
Hartleif
die Meinung, dass gerade die unteren Gehaltsgruppen angehoben werden müssten,
auch wenn die Tarife der Caritas im Vergleich immer noch die besten seien.
032-2012 29. April 2013