Münster (
cpm
).
Aus Großstädten kennt man das Bild von jungen
wohnungslosen Menschen, die durch das bestehende soziale Hilfesystem kaum oder
nur schlecht angesprochen werden. Aber auch bei den Beratungsdiensten der
Caritas im ländlichen Raum laufen junge wohnungslose Menschen auf, die durch
das Hilfesystem bisherig nur unzureichend erreicht werden und ihre Anzahl
steigt. An der Schwelle zum Erwachsenwerden fallen sie leicht durch die
Maschen, fühlen sich auf einem Verschiebebahnhof. Das Jugendamt fühlt sich
formal nicht mehr zuständig, aber die Hilfen für Erwachsene passen nicht und
greifen auch nicht.
In dem Projekt
WohnPerspektiven
hat der Diözesancaritasverband Münster
zusammen mit dem Verein für Arbeiterkolonien in Westfalen sowie den
Caritasverbänden Kleve und Moers-Xanten e. V. ein Projekt auf dem Weg gebracht,
um die Problematik junger wohnungsloser Menschen aufzudecken und um ihnen adäquate
Hilfen bei der Überwindung der Wohnungslosigkeit anzubieten.
Die
Wohnungsnot ist nach den Erfahrungen von
WohnPerspektiven
Ergebnis und Ausdruck vielfältiger sozialer
Exklusionserfahrungen
.
Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt im Diözesancaritasverband Münster
entwickelt. „Oftmals instabile familiäre Situationen, geringe oder
fragmentierte
Bildung, fehlende, kurzfristige oder
niedrigentlohnte
Arbeit, gesundheitliche Einschränkungen
und weitere Probleme“ führen schnell zu Wohnungslosigkeit, so Irmgard
Frieling
, Abteilungsleiterin Soziale Dienste und
Familienhilfen im Diözesancaritasverband. Wichtigster Auslöser für die
Wohnungslosigkeit ist der Konflikt mit der Herkunftsfamilie oder in der
Partnerschaft. Die betroffenen jungen Menschen sind jedoch kaum in einer
offenen Szene anzutreffen. Zur Lösung ihrer Schwierigkeiten suchen sie
vornehmlich private Bewältigungsstrategien, da ein zielgruppenspezifisches
Angebot fehlt. Dabei sei die “Wohnsituation junger Menschen in
Wohnungsnotfällen geprägt von einem Pendeln zwischen unterschiedlichen, meist
prekären Wohnverhältnissen und dem Aufenthalt in Einrichtungen“, erläuterte der
Projektleiter im Diözesancaritasverband Dr. Ulrich
Thien
.
Schwierig
wird es für die jungen Wohnungslosen zusätzlich, da eine institutionelle
Hilfestruktur für sie fehlt. Diese ist in der Regel auf ältere Wohnungslose
eingestellt und hat die jungen Menschen nur unzureichend im Blick. Auch sehen
sich die Behörden nicht immer zuständig und so kommt es zu einem
Verschiebebahnhof zwischen den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe und der
Sozialhilfe, der den jungen wohnungslosen Menschen in ihrer Notsituation aber
nicht weiter hilft.
Von
daher bestand in den beteiligten Regionen eine wichtige Aufgabe in der
Entwicklung einer integrierten Wohnungsnotfallhilfe für junge Menschen. In
gemeinsamen Sitzungen wurden zwischen zuständigen Behörden und
caritativen
Trägern Grundsätze entwickelt, um
bedarfsgerechte Hilfen zu gestalten. Dabei waren sich alle einig, dass es
keinen Verschiebebahnhof mehr geben sollte und jeder der beteiligten Akteure
vor Ort in der Verantwortung für die Zielgruppe steht und diese auch wahrnehmen
möchte. Durch Verfahrensabsprachen, Fallkonferenzen und einem geregelten
Übergangsmanagement konnte auf lokaler Ebene eine verbindliche Hilfestruktur organisiert
werden. Auf übergeordneter Ebene sind dringend Lösungsmodelle gefragt, die den
„Verschiebebahnhof“ zwischen den unterschiedlichen zuständigen Kostenträgern
unterbinden und eine Zuständigkeit wie Verlässlichkeit für junge wohnungslose
Menschen vor Ort absichern.
Der
Sozialminister des Landes NRW Guntram Schneider zeigte sich bei der Vorstellung
der Projektergebnisse in Münster hoch erfreut über die positiven Ergebnisse von
WohnPerspektiven
und der Errichtung von
Hilfestrukturen für junge wohnungslose Menschen. Das Land NRW hat das Projekt
über 3 Jahre im Rahmen des Aktionsprogramms „Obdachlosigkeit verhindern –
Weiterentwicklung der Hilfen in Wohnungsnotfällen“ finanziell gefördert.
In
der Vorstellung der Projektergebnisse konnten sich alle davon überzeugen, dass
diese Projektfinanzierung wirksam eingesetzt war. Einerseits konnten in den
Pilotregionen gute und neue Hilfestrukturen für junge wohnungslose Menschen
erprobt und stabilisiert werden und andererseits ist eine Übertragbarkeit der
erarbeiteten Grundsätze auch auf andere Regionen realisierbar.
018/2013
7. März 2013
Foto: Bei der Abschlussveranstaltung zum Projekt WohnPerspektiven in Münster sicherte der Sozialminister des Landes NRW Guntram Schneider ( lk .) die weitere Unterstützung des Landes für die Umsetzung der Erfahrungen aus dem Projektverlauf zu. Neben ihm Irmgard Frieling (Abteilungsleiterin im Diözesancaritasverband Münster), Dr. Ulrich Thien (Projektleiter des Diözesancaritasverbandes Münster) und Sofie Eichner ( wissenschaftliche Projektassistenz von StadtRaumKonzept Dortmund).