Münster/Haltern (cpm).
Die Politik muss sich bekennen: Soll in der
Jugendhilfe immer mehr das Sparen die Diskussion bestimmen oder soll erst über
erforderliche Hilfen für Kinder und Jugendliche gesprochen werden und dann über
das dafür notwendige Geld? Die Auseinandersetzungen über diese Frage haben die
bisherige Partnerschaft zwischen Öffentlicher und Freier Wohlfahrtspflege
zunehmend brüchig werden lassen. Das wurde auf der Jahresversammlung der
Arbeitsgemeinschaft der Erziehungshilfen (AGE) der Caritas in der Diözese
Münster in Haltern deutlich. Wohin es führen kann, wenn die Jugendämter unter
einen zu hohen Spardruck gesetzt würden, habe der Fall Kevin in Bremen
exemplarisch gezeigt, erklärte Marita Haude, Referatsleiterin Kinder-, Jugend-
und Familienhilfe im Diözesancaritasverband Münster.
Aber auch an die Einrichtungen der Freien
Wohlfahrtspflege stellte Marco Szlapka vom Essener Institut für Sozialplanung
und Organisationsentwicklung Forderungen als Voraussetzung für eine
Verbesserung des Verhältnisses. Leistungen und Kosten dafür müssten sie
transparent machen und dann gemeinsam mit den Jugendämtern die für die Hilfe
notwendigen Mittel aushandeln. Wichtig sei dabei für die Caritas, das
katholische Profil deutlich werden zu lassen.
Zu “echter Kooperation” forderte auch Barbara
Kick-Förster, Geschäftsführerin der AGE, im Jahresbericht auf. Dabei gehe es
nicht allein um gegenseitige Information, sondern um gemeinsames Handeln zum
Wohl der Kinder und Jugendlichen. Das diene nicht nur ihnen, sondern auch der
eigenen Existenz. Die einzelne Einrichtung oder der einzelne Verband mit seinen
Diensten werde auf dem “sozialen Markt” nicht überleben können: “Es gibt aus
meiner Sicht keine Alternative dazu, als sich vor Ort besser als bisher
untereinander abzustimmen.” Klar werden müsse dabei, wer was mit welcher
Qualität und zu welchem Preis mache. Hier sei die AGE, in der sich vor sechs
Jahren alle Dienste und Einrichtungen der Caritas im Arbeitsfeld
Erziehungshilfen zusammengeschlossen haben, auf einem guten Weg.
Die Zufriedenheit der Mitglieder mit diesem Kurs
spiegelte sich in der Vorstandswahl wieder. Alle bisherigen Mitglieder wurden
für weitere drei Jahre bestätigt. Dem Vorstand gehören weiter an: Norbert
Pastoors (Heimleiter des Kinderheims St. Anna-Stift, Goch), Anne Oberdorfer
(Geschäftsführerin des SkF Wesel), Hildegard Frieling-Heipel (Geschäftsführerin
des Caritasverbandes Bocholt), Andreas Groß (Leiter der Erziehungsberatung der
Caritas in Wesel), Angelika Rensinghoff (Fachbereichsleiterin der Caritas
Rheine) und Uwe Schenk (Leiter des Kinderheimes St. Josef in Werne).
116/2006 12. Dezember 2006