Münster
(cpm).
Jugendhilfe ist kein Arbeitsfeld außerhalb
gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen. Sie steht im Spannungsfeld zwischen dem
wachsenden Bedürfnis nach Kontrolle und der Notwendigkeit, Kinder und
Jugendliche individuell pädagogisch zu begleiten. Dieser Thematik stellte sich
die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Erziehungshilfen in der
Diözese Münster (AGE) auf ihrer Mitgliederversammlung in Münster. Dr. Mike
Seckinger
vom Deutschen Jugendinstitut (
DJI
)
aus München kritisierte, dass die Arbeit zunehmend durch die Notwendigkeit
behindert werde, die Jugendhilfemaßnahmen "gerichtsfest" zu
gestalten.
Seckinger
fragte an, ob die Jugendhilfe bei zunehmender Komplexität von Lebenslagen noch
die richtigen Antworten habe, wenn sie sich zunehmend auf gleichförmig
gestaltete standardisierte Hilfeprozesse verlasse. Er forderte die Vertreter
der Caritas-Erziehungshilfen auf, stärker auf die individuellen Ressourcen zu
setzen und pädagogische Beratungs- und Unterstützungsangebote daran
auszurichten. Für die Einrichtungen bedeute das, die Beteiligung in den Hilfen
zur Erziehung orientiert an den Möglichkeiten der Klienten zu stärken.
Mit Sorge sieht
Seckinger
auch die Auslegung des Sozialstaatsprinzips.
Immer mehr werde es als "Sozialinvestitionsstaat" interpretiert.
Damit würden gesellschaftliche Schichten zunehmend von notwendigen Hilfen
ausgeschlossen und die soziale Gerechtigkeit bleibe auf der Strecke. Individuell
gestaltete Prozesse in der Jugendhilfe müssten verstärkt werden.
Seckinger
trat für eine "Fehlerfreundlichkeit in der
pädagogischen Arbeit" ein, die für die Reifung der eigenen Persönlichkeit
"auch das Begehen von Nebenwegen zulässt".
Neu gewählt wurde in
der Mitgliederversammlung der Vorstand der AGE für eine dreijährige Amtszeit.
Ihm gehören jetzt an Martin Wurzel (Duisburg), Norbert
Pastoors
(Goch), Andreas Groß (Dinslaken/Wesel), Christinane Jansen (Oer-Erkenschwick),
Hildegard Frieling-Heipel (Bocholt) und Angelika
Rensinghof
(Rheine). Geborene Mitglieder sind aus dem Diözesancaritasverband als
Geschäftsführerin der AGE Barbara Kick-Förster, Irmgard Frieling
(Abteilungsleiterin Soziale Dienste und Familienhilfe) und Marita Haude
(Referatsleiterin Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
140-2012
7. Dezember 2012