Kreis Coesfeld/
Nottuln
/Münster
(
cpm
).
Auf besonders schwierige Kinder und Jugendliche ist das
Martinistift in
Nottuln-Appelhülsen
schon lange
spezialisiert. 60 Prozent der Heimbewohner mit Vorerfahrungen in der
Psychatrie
ist der Durchschnitt, im Martinistift sind es
mittlerweile 80 Prozent. Das liegt auch an den fünf „FM-Gruppen“. 35 von nur
366 Plätzen bundesweit in der „geschlossenen“ Unterbringung bietet die
katholische Jugendhilfeeinrichtung darin an. Geschäftsführer Heinrich Bolle
vermeidet allerdings diesen Begriff. „Freiheitsentziehende Maßnahmen“ sei
richtiger, betonte er vor den Vertretern des Diözesancaritasverbandes, die auf
ihrer einwöchigen
Regionenreise
am Freitagmorgen hier
Station machte..
Das „
Eingeschlossensein
“ endet auf jeden
Fall am achten Tag. In sieben Stufen erarbeiten sich die in der Regel 12- bis
16jährigen Bewohner nach und nach einen immer größeren Freiraum bis zur eigenen
Wohnung oder der Rückkehr in die Familie. „Das ist Arbeit mit pädagogischem
Risiko“, sagt Bolle. Im Einzelfall verschwinde auch mal ein Jugendlicher.
Nachfrage von Jugendämtern aus der gesamten Bundesrepublik gibt es reichlich.
Bolle beobachtet deutlich schwierigere Problemlagen und
entsprechend erhöhten Hilfebedarf in den letzten Jahren.
Franz Potthoff erlebt es
jeden Tag ganz praktisch. Er ist für den
berufsvorbereitenden Bereich und die Lehrwerkstätten verantwortlich. Möglichst
jeden jungen Erwachsenen mit einer abgeschlossenen Ausbildung gehen zu lassen,
war früher das Ziel. Von 200 Bewohnern konnten 150 dieses Ziel erreichen. Bis
vor wenigen Jahren habe er mit seinen angehenden Maurern ein ganzes Haus bauen
können. Heute gehe das nicht mehr, hätten die meisten Jugendlichen schon
erhebliche Probleme, den Acht-Stunden-Arbeitstag nur durchzuhalten.
Nicht angekommen sei dagegen der erhöhte Bedarf bei den
Kostenträger, stellt der kaufmännische Mitgeschäftsführer Andreas Schmitz fest.
Jugendhilfe werde von den Kämmerern bestimmt und nicht von den Jugendämtern. Es
fehle auch die Erkenntnis, besser vorbeugend einzugreifen. Den Kommunen die
Vorteile des präventiven Handelns zu verdeutlichen, sieht
Diözesancaritasdirektor
Heinz-Josef
Kessmann
in der Tat als schwierig an. Die
Caritas habe da ein breitgefächertes Angebot, aber die Gesellschaft lerne im
Gegensatz zum privaten Bürgern nicht, dass teurer kommen könne, wenn das „Kind
erst wieder aus dem Brunnen herausgeholt“ werden müsse.
101-2013
27. September
2013