Johannes-Hospiz (Bildarchiv 2019)
Strenge Regeln gelten für Pflegeeinrichtungen in der Pandemie hinsichtlich Einlasskontrollen oder Testungen von Mitarbeitenden, Besuchern oder Bewohnern. "Dabei werden die Vorschriften laufend überarbeitet - das Geschehen vor Ort tagesaktuell im Blick zu behalten, ist für die Einrichtungen herausfordernd", sagt Nicole Rusche, Referentin für Palliative Versorgung und Hospizarbeit im Diözesancaritasverband Münster. Die neun stationären Hospize der Caritas im Bistum Münster hätten aber Freiheiten erhalten, individuelle Lösungen zu finden, um einen Abschied in Würde zu ermöglichen.
"In Sterbesituationen muss es Ausnahmen geben, um die Isolation sterbender Menschen in jedem Fall zu verhindern", sagt Michael Roes, Leiter des Johannes-Hospiz in Münster. Mit den Behörden sei es möglich gewesen, schnell individuelle Lösungen zu finden. So dürften jetzt vier Besucher am Tag statt ursprünglich nur zwei empfangen werden - den notwendigen Schutz für die Hospiz-Gäste, ihre Besucher und Mitarbeitende immer mitgedacht. Dennoch: "Wenn größere Familien, die sehr vertraut miteinander sind, Abschied nehmen müssen, reichen auch vier Besucher am Tag nicht aus", sagt Roes mit Verständnis für einige Enttäuschungen.
In einem Balanceakt zwischen Corona-Schutz und menschlicher Geborgenheit wird der vertraute Kontakt zu Mitarbeitenden und die Seelsorge für schwerkranke Gäste des Hospizes aufrecht erhalten. "Trotz aller Herausforderung sind Würde, Nähe, Zuwendung und Respekt nie verloren gegangen", sagt der Einrichtungsleiter. Neben den 34 hauptamtlichen Mitarbeitenden wirken daran im Johannes-Hospiz auch 47 Ehrenamtliche mit. "Die stationäre Hospizarbeit ist ein Gemeinschaftswerk von Haupt- und Ehrenamt", betont Nicole Rusche. Als in der ersten Corona-Welle die Arbeit der Ehrenamtlichen radikal eingeschränkt wurde, war das ein starker Einschnitt. Die Sorge der Referentin, hierdurch die guten Verbindungen zu den Freiwilligen zu verlieren, blieb durch Online-Treffen oder andere digitale Angebote aber unbegründet.
Einen wichtigen Beitrag zu einem guten Lebensende leiste auch das zunehmende Angebot in Altenhilfeeinrichtungen, gemeinsam mit einem Berater persönliche Wünsche für das Lebensende festzulegen. In der gesundheitlichen Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase lassen sich über eine Patientenverfügung hinaus Fragen klären wie: Wer soll für mich entscheiden, wenn ich es nicht kann? Welche Personen sollen anwesend sein? "Diese Regelungen bieten Sicherheit", so Rusche, "und Anlass, sich bewusst mit dem Tod auseinander zu setzen".
Die Hoffnung auf mehr Normalität bringen jetzt die Impfungen. Im Johannes-Hospiz sind bis auf zwei alle hauptamtlichen Mitarbeitenden geimpft. Auch den Ehrenamtlichen wurde hier inzwischen ein Impfangebot gemacht. "Es ist zwingend notwendig, dass in Strukturen, in denen freiwillige Hilfe unabdingbar ist, die Ehrenamtlichen mitgeimpft werden", betont die Caritas-Referentin. Ob Ehrenamtliche geimpft werden oder nicht, sei bisher scheinbar regional unterschiedlich, müsse aber in allen betreffenden Bereichen möglich sein. In einigen Hospizen haben auch die Gäste nach individueller Absprache mit der kassenärztlichen Vereinigung eine Möglichkeit zur Impfung erhalten.
Die Schutzmaßnahmen im Johannes-Hospiz bleiben trotz Impfung bestehen. Aber die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl nehme zu, dem Virus nicht mehr ausgeliefert zu sein und weiterhin alle Menschen am Lebensende gut begleiten zu können, sagt Michael Roes. Der Flut an Neuregelungen und Verordnungen sieht der Einrichtungsleiter außerdem verständnisvoll entgegen: "Niemand hat gerade eine Standardlösung, aber jeder tut das Bestmögliche."
019-2021 (bü) 22. Februar 2021