"Suchtberatung ist ein Teil der Daseinsvorsorge", sagt Ute Cappenberg, Referentin für Suchterkrankungen.
Mit 15 Beratungsstellen berät die Caritas im Bistum Münster Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Eine Suchtberatung in Anspruch zu nehmen sei normaler geworden, weiß Cappenberg. Problematisch bleibt aber der Flickenteppich an Finanzierungsmodellen.
Kommunen sehen Suchtberatung als freiwillige Leistung an. Werde das Geld knapp, könnten die Zuschüsse leicht gestrichen werden, so Cappenberg. Eine Folge dieser Regelung sei, dass eine einheitliche Finanzierung der Angebote fehle, was die Gestaltung der Arbeit vor Ort erschwere. Die Caritas-Referentin für Suchterkrankungen fordert: "Alle Menschen brauchen einen freien Zugang zu Suchtberatung mit vergleichbaren Angeboten". Für Cappenberg läge ein Weg zu diesem Ziel darin, die freiwillige kommunale Leistung zu einer Verpflichtung zu machen.
Suchterkrankungen betreffen weit mehr Menschen als die Betroffenen selbst. Die Beratungsstellen der Caritas beraten auch Angehörige oder leisten Aufklärung in Schulen oder für Arbeitgeber. Außerdem findet hier Arbeit mit Kindern aus suchtbelasteten Familien statt.
Die aktuelle Corona-Pandemie verschärft die Lage. "Wir rechnen mit einem zeitversetzten Anstieg der Nachfrage", sagt Cappenberg. Durch Kurzarbeit oder Entlassungen seien viele Menschen stärker in die Familie eingebunden und ein problematischer Umgang mit Suchtmitteln werde sichtbarer. "Konsum findet oft im Verborgenen statt, Zuhause fällt eher auf, wieviel getrunken wird." Bis sich ein Suchtproblem dann zuspitze und Hilfe in Anspruch genommen werde, verstreiche einige Zeit.
108-2020 (bü) 3. November 2020