So kann es mitunter lange dauern, bis der schmerzgeplagte Patient sein Schmerzmedikament erhält. Kai Wagner hat im Abschlussprojekt der Weiterbildung zur Stationsleitung einen Weg für direktere Schmerzbehandlung entwickelt.
Gemeinsam mit Pflegepersonal und Ärzten im Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup hat Wagner eine Art Fragebogen entworfen. Dieser fragt u.a. Stärke der Schmerzen und Unverträglichkeiten beim Patienten ab. Wenn alle Parameter passen, dürfen Pflegekräfte leichte bis mittelstarke Schmerzen eigenständig behandeln. Der Arzt wird im Anschluss informiert. Dieser Standard, den Wagner entwickelt hat, "ist ein großer Gewinn an Lebensqualität für die Patienten", lobt Anne Muhle, Referentin für Gesundheits- und Altenhilfe, die den vom Diözesancaritasverband Münster angebotenen Kurs leitet.
Eine ebenso fortschrittliche Projektidee verfolgte Thorsten Ahrling unter dem Motto "Potenziale nutzbar machen". Im Franziskus-Krankenhaus Münster koordinierte er das Zusammenspiel von Ärzten und Pflegepersonal rund um eine bis dahin wenig genutzte Technologie: Die "Impella"-Pumpe ist ein kleines Gerät, das Herz und Herzschlag unterstützt. Gerade für ältere oder besonders schwache Patienten ist die Pumpe eine potenziell lebensrettende Erfindung. Um sie einzusetzen, braucht es jedoch sachkundiges medizinisches Personal. An dieser Stelle hakte Ahrling ein. Er brachte Patienten und Operateure zusammen, um das Pflegepersonal praktisch für das Einsetzen zu schulen. "Es war für ihn gar nicht so leicht, Kollegen und Operationen zu koordinieren", berichtet Anne Muhle, "aber jetzt fühlen sich alle fit".
Schritte in Richtung vollumfänglicher Einsetzbarkeit von Pflegekräften machte Rudolf Noltensmeier in seinem Abschlussprojekt im Clemenshospital. Auf der Beatmungs-Intensivstation benötigen die Patienten besondere Pflege. Gesund zu werden bedeutet hier, schrittweise auf künstliche Beatmung zu verzichten und wieder selbständig atmen zu lernen. Über ein Tandem-Modell setzte sich Noltensmeier für die Zusammenarbeit von Alten- und Krankenpflegekräften auf dieser Station ein. Über eine Zeit des Anlernens arbeiteten die Pflegekräfte aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen. Lücken der Ausbildung wurden über Theoriemodule nachgeholt. Ein zukunftsweisendes Modell, das Pflegekräfte auf mehreren Gebieten einsetzbar macht. "Andere Krankenhäuser wollen nachziehen", sagt Muhle.
Alle 18 Teilnehmer des Weiterbildungskurses zur Stationsleitung führen zum Abschluss ein eigens entwickeltes Projekt durch. Ergänzt durch 720 Kursstunden und Praktika werden die Absolventen auf Führungsaufgaben in der Pflege vorbereitet. In Zukunft soll ein Alumni-Netzwerk aufgebaut werden, um den Austausch über die Kurszeit hinaus zu ermöglichen.
042-2018 (bü) 11. Juli 2019