Fünf Kinder haben im vergangenen Jahr mit Unterstützung der SkF-Mitarbeiterinnen neue Eltern gefunden.
Hinter den scheinbar geringen Vermittlungszahlen verbergen sich unzählige Stunden Vorarbeit und Nachsorge: "Im Hintergrund passiert ganz viel", sagt Dagmar Klose. Denn nicht nur Eltern mit unerfülltem Kinderwunsch suchen bei der Adoptionsvermittlungsstelle Beratung, sondern auch Stiefeltern, homosexuelle Paare, Menschen mit einer persönlichen Adoptionsgeschichte oder deren leibliche Angehörige.
Ein wenig Geduld brauche es schon, bis ein Paar mit Adoptionswunsch Zuwachs bekommt: "Wir haben ja keinen Schrank mit Kindern", scherzt Thier, "auch nicht in Aktenform." Dass der Wunsch eines Bewerberpaares nicht erfüllt werden könne, passiere aber fast nie. Bewerber um Adoptionskinder müssten sich jedoch bewusst sein: "Die Kinder bringen ihre eigenen Päckchen mit". Welche Überraschungen diese bereithalten, sowohl bereichernd als auch herausfordernd, zeige sich erst mit der Zeit, sagt Monika Thier.
Kinder, die in Pflege- oder Adoptivfamilien vermittelt werden, haben nicht selten schon einiges erlebt. Dazu kann Gewalt gehören oder Substanzmissbrauch. "Das Schlimmste in der Schwangerschaft ist Alkohol", sagt die Sozialpädagogin aus ihrer Erfahrung mit alkoholbedingten Behinderungen bei Kindern (FASD). Gerade deshalb sei eine gute Vorbereitung der Adoptionsbewerber und auch eine enge Betreuung im Anschluss an eine Adoption wichtig.
Die Beratung stärken sollte auch das Adoptionshilfe-Gesetz, das im Mai 2020 auf den Weg gebracht wurde, bislang allerdings noch nicht die Zustimmung des Bundesrats gefunden hat. Es zielt darauf ab, Adoptiv- und Herkunftsfamilien besser zu begleiten und Adoptivkinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. "Das haben wir sehr begrüßt", sagt Monika Thier. Für die Vielfalt an notwendigen Beratungen sei die bislang zur Verfügung stehende Zeit viel zu knapp. Dasselbe gilt für zusätzliche Angebote, von denen die verschiedenen Zielgruppen profitieren würden.
Die drei Mitarbeiterinnen im Bereich Adoption arbeiten auch für den Pflegekinderdienst des SkF Dülmen. Beide Arbeitsbereiche sind dadurch eng verzahnt und unterstützen sich gegenseitig. Auch Pflegekinder leben dauerhaft, also bis sie erwachsen sind, in ihrer Familie. Pflegefamilien haben vergleichsweise bessere Zugänge zu Jugendhilfeleistungen. Wenn beispielsweise bei einem aufgenommenen Kind durch Krankheit ein großer Behandlungs- oder Betreuungsbedarf deutlich wird, sei es leicht, Hilfe zu erhalten - auch finanziell. Klar ist für die Beraterinnen trotzdem: "Für das Kind ist eine Adoption eine gute Sache." Denn sie bedeutet, in einer Familie verlässlich anzukommen.
Monika Thier und Dagmar Klose würden eine Zwischenform von Verbindlichkeit und Hilfsangeboten auch für adoptierte Kinder für die beste Lösung halten. Adoptiveltern bräuchten dieselben Beratungsmöglichkeiten wie Pflegefamilien, wenn Probleme aufträten.
Adoptionsvermittlungszahlen steigen
Im Bistum Münster wurden 2019 zehn Kinder von katholischen Adoptionsstellen vermittelt. Damit sind die Zahlen stark gestiegen, in 2018 war es ein einziges Kind. Ein Großteil der Arbeit von Adoptionsvermittlungsstellen besteht neben der Vorbereitung der Familien auf die Aufnahme eines Kindes weiterhin in der Betreuung im Anschluss daran. In 98 Fällen wurden Familien nach Adoptionsabschluss beraten. 59 jugendliche oder erwachsene Adoptierte nahmen außerdem das Beratungsangebot der Adoptionsvermittlungsstellen in Anspruch.
079/2020 (bü) 27. August 2020