Kinder mit Sprach-, Seh- und Hörbeeinträchtigung spielen gemeinsam am überdimensional großen Kicker-Tisch im OGS-Gebäude des LWL-Förderschulzentrums. Lisa Uekötter
Eine eher ungewöhnliche Situation, dass die Martin-Luther-King- Schule (Förderschwerpunkt Sprache), die Iris-Schule (Förderschwerpunkt Sehen) und die Münsterlandschule (Förderschwerpunkte Hören und Kommunikation) mit ihrem Kindergarten den Offenen Ganztag gemeinsam gestalten.
Der Caritasverband Emsdetten-Greven hat die Kooperation für die OGS im Schuljahr 2011/12 übernommen. Hier werden ausschließlich Kinder mit einer Sinnes- oder Sprachbeeinträchtigung betreut. Gestartet sind die Mitarbeiter mit 41 Kindern. Für das kommende Schuljahr haben sich doppelt so viele angemeldet. „Der Betreuungsbedarf steigt stetig“, berichtet Katja Stussig, Leiterin der OGS.
„Wir wollen vor allem das soziale Miteinander der Kinder fördern“, sagt Stussig. Kinder mit Sprach-, Seh- und Hörbeeinträchtigung spielen gemeinsam am extra großen Kicker-Tisch oder draußen auf dem Schulhof. „Die Kommunikation funktioniert unter den Kindern fast von ganz alleine“, so die OGS-Leiterin. Kinder lernten beispielsweise sehr schnell, wie sie sich hinstellen müssen, damit sie von einem Kind mit Hörbehinderung wahrgenommen werden.
Das gemeinsame Lernen beginnt schon mit dem Mittagessen. Die anschließende Hausaufgabenbetreuung wird drei Mal die Woche zusätzlich von Lehrkräften der jeweiligen Schule unterstützt. Hier zeigt sich die gute Zusammenarbeit von OGS und Schule. Die zweieinhalb Stunden Nachmittagsbetreuung sind eng getaktet. Nicht jedes Kind schafft seine Hausaufgaben in 30 Minuten. Etwa zwei Drittel der Kinder weisen neben ihrer Behinderung weitere Auffälligkeiten auf, erklärt Stussig. Eine engere Begleitung vor allem während der Hausaufgabenbetreuung wäre nötig, aber nicht leistbar. Dennoch sei die OGS mit einer pädagogischen Fachkraft, einer Ergänzungskraft und einem Freiwilligendienstler pro Gruppe mit 13 Kindern in einer vergleichsweise guten Lage.
„Auch unsere Raumsituation ist sehr gut“, freut sich Katja Stussig. Das moderne Gebäude mit angrenzender Sporthalle wurde vom Schulträger extra für die OGS gebaut. Mit sechs Gruppen wird es nach den Sommerferien erstmals ausgelastet sein. Ein Multifunktionsraum wird langfristig als Gruppenraum genutzt werden müssen, wenn die Anmeldezahlen weiter steigen. Dann wird es eng, denn ein zusätzlicher Raum sei dringend nötig zum gemeinsamen Spielen oder um Kindern kurzfristig einen geschützteren Raum zu bieten.
OGS kann gut funktionieren, oft ist es jedoch Glückssache. Eine schlechte Ausstattung bei nicht ausreichender Finanzierung und wenig Platz, erschweren vielfach das Arbeiten zu Lasten der Kinder. Für bessere Bedingungen in der Offenen Ganztagsbetreuung demonstrierten am 12. Juli Mitarbeitende der Caritas vor dem Düsseldorfer Landtag. Es war die Abschlussveranstaltung der Kampagne „Gute OGS darf keine Glückssache sein“ der Freien Wohlfahrtspflege in NRW. Sie fordert landesweit einheitliche Standards und Förderungen, damit es für andere so gut läuft wie für die OGS in Münster.
046-2017 (lu) 12. Juli 2017