Sie gilt heute als Erfinderin der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH). „Die Idee war schon vage vorhanden. Aber ich habe mich dann einige Monate hingesetzt und ein Konzept entwickelt“, blickte Pesch im Rahmen der Jubiläumstour des Diözesancaritasverbandes zurück.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren vernachlässigte Kinder meist sofort aus ihren Familien herausgenommen und in Heimen untergebracht worden. Pesch und zunächst eine Mitstreiterin wählten einen anderen Weg: „Wir gingen in die Familien und erarbeiteten mit den Müttern in kleinsten Schritten Verbesserungen.“ Die Kinder bekamen wieder etwas zu essen, die Betten waren gemacht. „Das alles nur gemeinsam mit der Mutter“, sagt Pesch. Es sei nunmehr wichtig gewesen, die Fähigkeiten der Mutter zu aktivieren, anstatt ihr alles vorzuschreiben.
Die Sozialpädagogische Familienhilfe etablierte sich schnell bundesweit und ist heute auch unter dem Namen FLEX bekannt. Die Grundzüge der Idee haben sich bis heute weitestgehend erhalten: Sozialpädagogisch geschulte Fachkräfte gehen in gefährdete Familien und erarbeiten mit Ihnen Lösungen. Der Betreuungsaufwand ist jedoch stetig größer geworden. Während Christa Pesch noch mit einer einzigen Familie arbeitete, kümmern sich die Sozialarbeitenden von heute um bis zu zehn Familien.
Dabei die professionelle Distanz zu wahren ist eine der großen Herausforderungen für die Fachkräfte. Doch auch die Problemlagen der Familien sind vielfältiger geworden: „Viele Eltern kommen mit einer Suchtproblematik in die Beratung“, erklärt Peschs heutiger Nachfolger Tino Bierbaum. Außerdem haben es die Beratenden vermehrt mit psychisch erkrankten Eltern oder Familien mit Migrationshintergrund zu tun. „Deshalb ist stetige Fortbildungsarbeit für die Beratung von großem Wert für uns“, erklärt Bierbaum.
Darauf hob auch Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann ab: „Die interkulturelle Kompetenz in der Beratung muss weiter intensiv gefördert werden.“ Für die Verbände könne es in Zukunft im Bereich der Sozialpädagogischen Familienhilfe von Nutzen sein, wenn sie sich bei Fortbildungen und anderen Bereichen über Kooperationen vernetzen. Und natürlich konnte sich Kessmann ein Lob für die Pionierarbeit im Teutoburger Wald nicht verkneifen: „Sie haben hier einen neuen Blick auf die Dinge gewagt und haben damit bis heute Erfolg.“
105-2016 (jks) 6. September 2016