Die Krisen- und Gewaltberater im Bistum Münster berichteten in einem Fachforum im Diözesancaritasverband in Münster von ihren Erfahrungen aus zehn Jahren Gewaltberatung für Männer. Caritas Münster/Lisa Uekötter
Eine Unterstützung für Männer, die ihr gewalttätiges Verhalten beenden wollen, gab es noch nicht. Einmalig ist es bundesweit noch immer. In den vergangenen zehn Jahren haben die Gewaltberater wertvolle Erfahrungen gesammelt. Davon berichteten sie am Donnerstag in einem Fachforum im Diözesancaritasverband Münster.
Und trotzdem: Täterarbeit ist noch immer ein Randthema. "Für die Männerbewegung braucht es Männer", sagt der Bielefelder Männertherapeut Björn Süfke. Sie selbst müssten das Thema nach vorne tragen. Zudem sei eine flächendeckende Finanzierung der Beratung erforderlich. In den ersten Jahren wurde die Krisen- und Gewaltberatung aus Projektmitteln, Spenden und "hochengagierten Kollegen der ersten Stunde" aufgebaut, berichtet Bernhard Hülsken. Er koordiniert für den Diözesancaritasverband Münster das Netzwerk "Echte Männer reden".
Andreas Moorkamp ist der Mann der ersten Stunde. Als Gewaltberater und Täter-Therapeut arbeitet er für den Caritasverband Münster. Mit seinen männlichen Kollegen in den caritativen Verbänden in Hamm, Herten, Warendorf, Ibbenbüren und Bocholt macht Moorkamp Männern ein Gesprächsangebot, das bundesweit einmalig ist.
Etwa ein Drittel der Klienten stammt aus dem sogenannten Dunkelfeld. Nur zwei Personen wissen hier von der Tat: Der Mann und seine Frau. Weitere Männer werden aus anderen Beratungen vermittelt und einige müssen erscheinen, weil sie eine richterliche Auflage haben. Aus welchen Gründen die Männer kämen, sei letztlich egal, so Moorkamp, entscheidend sei, dass eine Motivation entstehe zu bleiben. "Sie müssen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen", sagt Moorkamp.
Jede dritte bis fünfte Frau ist in ihrem Leben mindestens einmal von Gewalt betroffen. Ein neues Angebot zu schaffen, nicht für die Opfer, sondern für die Täter, war das Anliegen vor zehn Jahren. "Täterarbeit ist immer auch Opferschutz", sagt Hülsken. In Zukunft will das Netzwerk weiter wachsen und mehr Männer für die Ausbildung zum Krisen- und Gewaltberater gewinnen.
084-2017 (lu) 19. Oktober 2017