Andreas Wachtel, Geschäftsführer der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln (Vestische Caritas-Kliniken), hat bereits evaluiert, wie viel Christlichkeit in seinem Krankenhaus steckt und empfiehlt seinen Kollegen: „Es lohnt sich, für unsere Werte einzustehen“.Juliane Büker
Etwa 70 Teilnehmende aus den Diözesen Münster, Osnabrück und Essen tauschten im Diözesancaritasverband Münster ihre Erfahrungen aus in dem Bemühen, das christliche Profil in ihren Einrichtungen zu schärfen.
Die Josefsfigur in der Kapelle reiche für ein christliches Profil nicht aus, eröffnete Pfarrer Dr. Leo Wittenbecher, Leiter der Steuergruppe "Christlichkeit im Krankenhaus" das 1. CiK-Forum. "Es hängt davon ab, ob christliche Werte im Krankenhaus gelebt werden". Damit stimmte der Referent für Krankenhausseelsorge im Bistum Münster die Teilnehmenden aus Geschäftsführung, Ärztlicher Direktion, Pflegedirektion und Krankenhausseelsorge, die der Einladung von St. Franziskus-Stiftung, Bistum Münster und Diözesancaritasverband gefolgt waren, auf einen gemeinsamen Austausch ein.
Um "Christlichkeit" zu reflektieren und greifbar zu machen, hat die St. Franziskus-Stiftung, eine der größten konfessionellen Krankenhausgruppen Deutschlands, bereits vor zwei Jahren ein Instrument entwickelt. 200 Indikatoren helfen Einrichtungen dabei, "ein christliches Profil zu entwickeln und es spürbar werden zu lassen", sagte Professor Dr. Michael Fischer. Jeder Prozess beginne mit einer Selbsteinschätzung der jeweiligen Einrichtungen. Mittlerweile arbeiten bereits 20 Kliniken mit dem Kriterienkatalog. Fischer, verantwortlich für Christliche Unternehmenskultur und Ethik der St. Franziskus-Stiftung, zog beim CiK-Forum ein erstes positives Fazit: "Die Selbstbewertungen sind sehr ehrlich. Auf der Grundlage entsteht eine konstruktive Arbeit." Zukünftig soll das Instrument auch in Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe zum Einsatz kommen.
Große Erfahrung darin, Christlichkeit in Gesundheitseinrichtungen zu reflektieren und zu beleben, teilte Thomas Gäde. Der Geschäftsführer der Stiftungen der Cellitinnen in Köln begleitet den Prozess bereits seit 14 Jahren. Die Frage der verbleibenden Ordensschwestern, wie ihr Erbe in Zukunft gelebt werden würde, brachte den Anstoß. In dem Versuch, "Christlichkeit" greifbar zu machen, seien so die "glorreichen Acht" entstanden: Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Gelassenheit, Bescheidenheit, Herzlichkeit, Gemeinschaft und persönliche Zuwendung.
"Werte schärfen das Profil und geben Menschen eine seelische Heimat, auch den Mitarbeitern.", referierte Gäde. Das Instrument CiK sehe er als eine große Chance. Damit werteorientiertes Arbeiten gestärkt würde, sei es seiner Erfahrung nach notwendig, das Thema hoch in der Unternehmenshierarchie anzusiedeln. Auf die Nachfrage des Publikums, wie Mitarbeitende anderer Konfessionen bei der Auseinandersetzung mit christlichen Werten mitgenommen würden, antwortete Gäde: "Hier handelt es sich nicht um rein christliche sondern um humanistische und Werte, die jeder unterschreiben können sollte, der im gesundheitlichen Bereich arbeitet."
Wie CiK ein Krankenhaus verändern kann, berichtete unter anderem Andreas Wachtel. Der Geschäftsführer der Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, einer Einrichtung der Caritas, hat bereits 2018 ihren CiK-Bogen zur Selbsteinschätzung ausgefüllt. Im CiK-Prozess habe es viel positive Rückmeldung seitens der Mitarbeitenden gegeben, so Wachtel. Aus der Auseinandersetzung mit der Frage nach Christlichkeit seien außerdem bereits erste Aktionen entstanden. So zum Beispiel das Angebot von Exerzitien seitens der Seelsorge oder einer Austauschmöglichkeit zu ethischen Fragen der Pränataldiagnostik. Wachtel ermutigte dazu, sich ebenfalls in den CiK-Prozess zu begeben. "Es lohnt sich, für unsere Werte einzutreten. Es geht um den Sinn unseres Handelns in einem gewinnorientierten Gesundheitssystem".
009-2020 (bü) 7. Februar 2020