Hier bewährt sich für Caritas-Geschäftsführer Matthias Brinkmann die enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt, die durch die Kombination von CaritasSozialBeratung (CSB) und Gemeindecaritas gelingt. Die Dienste und Einrichtungen stellten sich mit ihren Besonderheiten und künftigen Herausforderungen dem Vorstand und leitenden Mitarbeitern des Diözesancaritasverbandes Münster auf der einwöchigen Regionaltour durch den Kreis Borken am Donnerstagmorgen im Altenzentrum St. Josef vor.
Um die Menschen zu erreichen bietet das Team der CSB Sprechstunden im Umland an und pflegt die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, erklärte Gudrun Weber. Zunehmend schwierig sei es für Menschen mit geringem Einkommen, bezahlbaren Wohnraum zu finden: "Viele ziehen notgedrungen aufs Land". Ohne Auto könnten sie dann aber die Unterstützungsangebote der Caritas nur noch schwer zu erreichen. Hilfreich sei hier auch, dass die Kleiderbörsen in den Pfarrgemeinden sehr gut liefen. Im neu gestarteten ehrenamtlich organisierten Stromspar-Check gelinge der Kontakt zu Familien und werde weiterer Hilfebedarf offensichtlich, so Weber.
Problematisch werde jetzt im Winter auch die Wohnsituaton für die syrischen Flüchtlinge werden. Die meisten seien in Familien untergekommen. Im Sommer möge dies noch gehen, in der kalten Jahreszeit aber werde es in der Enge schwierig werden, erwartet Weber. Günstiger Wohnraum werde zunehmend knapp, weil "viele Wohnungen jetzt aus der Sozialbindung fielen," erklärte Brinkmann.
Gut aufgestellt ist die Caritas in der Altenhilfe. Alle Altenheime sind zu 99 Prozent belegt, berichtete Angelika Schwietering. Es gelinge aber fast immer Zwischenlösungen zu finden, wenn es im Wunsch-Altenheim nicht direkt einen Platz gebe. Als Besonderheit biete die Caritas Borken in ihren Altenhilfe-Einrichtungen mehrere Hausgemeinschaften mit 12 oder 13 Bewohnern an, in denen jeden Tag eine Hauswirtschafterin mit Unterstützung der alten Menschen das Essen zubereiteten. Das, so Schwietering, gebe es in dieser Konsequenz selten.
Über Auslastung konnte sich auch Matthias Mört nicht beklagen, der die Caritas Pflege & Gesundheit leitet. Problematisch sei es nur, kostendeckend zu arbeiten in den gegebenen Rahmenbedingungen. Hier arbeite man an anderen Organisationsformen. Anpassungen werde zudem das im kommenden Jahr in Kraft tretende Pflegestärkungsgesetz erfordern. Es sehe unter anderem ehrenamtliche Case-Manager vor. Hier vertrete die Caritas die Auffassung, dass auch die Beratung fachlich qualifiziert erfolgen müsse.
Was die Gewinnung von Fachkräften angeht, zeigten sich sowohl Schwietering als auch Mört noch entspannt. In großem Umfang wird selbst ausgebildet und durch viele FSJ- und BFD-Plätze gelinge es, genügend Bewerber zu finden. Zudem biete man schon Schülern Möglichkeiten an, praktische Erfahrungen in der Altenhilfe zu sammeln. Allerdings könne sich das in der Zukunft ändern. "Derzeit profitieren wir noch von den doppelten Abiturjahrgängen", sagte Mört. Bekannt sei aber, dass es in 20 Jahren 40 Prozent weniger Kinder im Kreis Borken geben werde.
Intensiv beschäftigten sich Fachbereichsleiter der Caritas Borken und die Teilnehmenden der Regionaltour am Donnerstagnachmittag mit dem Thema Jugend und Bildung sowie in Velen mit den ambulanten psychiatrischen Hilfen.
101-2014 (hgw) 18. September 2014
%2